Du fährst gerne Mountainbike? Du gehst regelmäßig im Wald zum Zwitschern der Vögel joggen? Du drehst größere Runden mit deinem Vierbeiner oder unternimmst Wanderungen abseits des Lärms großer Menschenansammlungen? Vielleicht auch an Orten, an denen du zuvor noch nicht warst?

Dann hast du dir sicher schon einmal Gedanken darüber gemacht, was passiert, wenn du unterwegs einen Unfall hast? Nein? Erwischt! Aber keine Angst, damit bist du nicht allein. Und genau das wollen wir mit diesem Ratgeber ändern.

Ein entspannter Tag im Wald endet tragisch

Als leidenschaftlicher Mountainbiker liebst du es, deine Freizeit in der Natur zu verbringen. Auch an diesem Tag packst du deinen Rucksack, um einmal wieder in den Wald aufzubrechen. Hochmotiviert und mit gepacktem Rucksack fährst du durch den Wald.

Dich packt der sportliche Ehrgeiz, denn du möchtest die Gipfellichtung deines Hausbergs in möglichst kurzer Zeit erreichen, um deinen Freunden von der neuen Bestzeit zu erzählen. Völlig ausgepumpt kommst du oben an.

Doch statt eine Pause einzulegen, um Muskeln und Konzentration regenerieren zu lassen, fährst du weiter. Du entdeckst eine neue Abfahrt ins Tal, die dich kreuz und quer über schmale Forstpfade und Rückewege führt. Du hast keine Ahnung, wo genau du bist.

Aber das ist egal, es macht gerade zu viel Spaß. Durch die schleichende Müdigkeit nimmst du eine Kurve etwas zu schnell und übersiehst eine durch Starkregen extrem unterspülte Wasserrinne. Trotz Bremsversuch bleibt dein Vorderrad in der Rinne hängen.

Du stürzt über den Lenker, schlägst hart auf und rollst einige Meter eine Böschung hinunter. Mit offensichtlich gebrochenem Unterschenkel und etlichen Schürfwunden kommst du zum Liegen. Was nun? Wie soll dich hier jemand abseits der großen Wanderrouten finden?

Notlagen im Wald sind der Alltag nicht die Ausnahme

Notlagen, wie im geschilderten Fall, können immer uns überall im Wald passieren. Das glaubst du uns nicht? Wir hätten da einige ganz alltägliche Beispiele für dich:

  • Dein 50 Kilogramm schwerer Hund sieht ein Reh und zieht dich einen Abhang hinunter.
  • Beim Wandern mit mehreren Personen erleidet ein Teilnehmer der Gruppe vor Anstrengung im Sommer einen Kreislaufkollaps.
  • Ihr seid nach einem mehrere Tage zurückliegenden Sturm im Wald. Plötzlich löst sich ein kapitaler Ast und trifft dich.
  • Auf einem steilen Wanderweg wie dem Rheinsteig rutschst du aus und reißt dir beim Wiederauftritt ein Band des Sprunggelenks.
  • Du schlägst in deinem Waldstück Brennholz. Dabei fällt der Baum anders als gewollt, sodass dich ein Teil der Krone begräbt.
  • Beim Holzspalten gerätst du mit deiner Hand in den Spalter und verletzt dich schwer.
  • Es ist Hochwasser, die B42 damit nicht befahrbar. Als Alternative wählst du den Hochwassernotweg. Da auch dieser durch Regenfälle und Nutzung aufgeweicht ist, rutschst du mit deinem Fahrzeug ab.
  • Ihr seid beim Wandern in unbekanntem Gebiet mit mehreren Kleingruppen unterwegs. Eine Gruppe hat sich im Gelände hoffnungslos verlaufen.
  • ….

Was sind Forstrettungspunkte?

Wer nicht weiß, wo er ist, kann im Notfall seinen Standort schlecht mitteilen. Das macht es den Rettungskräften und anderen Personen enorm schwer, dich zu finden. Sich in einer Notlage auf den „Freund“ Zufall verlassen zu müssen, ist eine mehr als schlechte Option.

Um im Gelände eine zumindest grob gerasterte Orientierung zu ermöglichen, hat man in den 1990er-Jahren das Rettungspunkte-System eingeführt. Das ursprünglich für die Versorgung von Waldarbeitern erdachte System ist mittlerweile auch im Freizeitbereich etabliert.

Ein Rettungspunkt ist eine definierte Anfahrtsstelle für Rettungsfahrzeuge, die sowohl in klassischen Rettungskarten (Rettungskarten Forst) sowie in elektronischen Systemen hinterlegt ist. Jeder Rettungspunkt ist im Gelände durch ein grünes Schild gekennzeichnet.

Zudem trägt er mindestens die Euro-Notrufnummer 112 sowie eine unverwechselbare „Code-Nummer“ (Referenzpunkt). Einige Rettungspunkte sind zudem mit dem Namen der Örtlichkeit sowie weiteren Verhaltenshinweisen beschriftet. Die Symbole auf den Schildern sind in Deutschland ebenso wenig genormt wie die Größe und Gestaltung der Schilder.

Die meisten Forstrettungspunkte in Rheinland-Pfalz tragen ein weißes Kreuz und den Schriftzug „Anfahrtspunkt für Rettungsfahrzeuge“. Angebracht sind die Schilder in der Regel an den Hauptverkehrswegen im Wald.

Das können offizielle Wanderwege oder Waldstraßen mit befestigter Oberfläche sein. Aber auch an markanten Punkten, Lichtungen, Brücken, Schutzhütten, Waldgrenzen oder Weggabelungen sind Forstrettungspunkte zu finden.

Stand Februar 2021 gibt es in Deutschland 55.107 öffentlich einsehbare KWF-Rettungspunkte. Die registrierten Punkte stammen aus den Landes-, Kommunal- und Privatwäldern aus derzeit 12 Bundesländern.

Die Daten aus Berlin, Brandenburg, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern sind aus unterschiedlichsten Gründen noch nicht vollständig bzw. fehlen ganz im digitalen Datensatz.  (Stand: Februar 2021) In vielen dieser Regionen sind die Rettungspunkte aus rechtlichen Gründen nur den Hilfsorganisationen zugänglich.

So handelst du bei einem Unfall im Wald richtig

Schön, jetzt existieren in Abständen von mehreren hundert Metern Rettungspunkte. Was aber ist in einem Notfall im Wald zu tun? Wichtig zu verstehen ist zunächst, dass der einzelne Rettungspunkt den Einsatzkräften als grobe Orientierung dient.

Jedenfalls, sofern es dir nicht möglich war, dich direkt zu einem solchen Punkt zu begeben. Gehen wir einmal davon aus, dass ein Unfall passiert ist, und du hast einen Rettungspunkt gefunden.

  1. Bewahre Ruhe und wähle die Notrufnummer 112.
  2. Schildere dem Disponenten deine Situation. (Hier gilt das Schema: Wer? Wo? Was? Wie viele Verletzte?) Gib dabei als Ort zunächst die Referenznummer des Rettungspunktes an.
  3. Warte auf Rückfragen des Disponenten.
  4. Bleibe am Rettungspunkt und warte auf das Eintreffen der Einsatzkräfte.
  5. Schildere die Lage und führe die Kräfte zur Unfallstelle.

Was, wenn ich nicht am Rettungspunkt bleiben kann?

Ist eine Person schwer verletzt, kann es sein, dass die weitere Versorgung notwendig ist, um deren Leben zu retten. Teile diese Situation unbedingt dem Disponenten mit und bleibe am Telefon! Begib dich nun zurück zur Unfallstelle und versuche den Weg für die Rettungskräfte zu markieren.

Lass Kleidungsstücke liegen, kratze Pfeile mit deinem Fuß in Weg oder Waldboden oder nutze andere Hilfsmittel. Teile auch deine Maßnahmen dem Disponenten am Telefon mit. Dieser Informiert die anfahrenden Einsatzkräfte. Nach Rücksprache mit der Leitstelle fahren die Einsatzkräfte spätestens ab dem Rettungspunkt mit Sondersignal weiter, um ihr Kommen zu signalisieren.

Schildere dem Disponenten, ob und wann du das Martinhorn hörst. Wird es lauter? Aus welcher Richtung kommt es? Kommt es näher? Gibt dem Disponenten am Telefon Rückmeldung! Je nach Situation begibst du dich in Richtung des Martinhorns oder machst durch lautes Rufen auf dich aufmerksam, sobald das Horn eine Pause einlegt.

Wie bekomme ich raus, wo ein Rettungspunkt ist?

Um herauszubekommen, wo der nächste Rettungspunkt ist, benötigst du eine Übersicht. Jedenfalls dann, wenn du dir bei deiner Tour nicht zufällig die letzten Rettungspunkte am Wegesrand gemerkt hast. Deutlich einfacher ist jedoch die Vorbereitung mit Hilfe des Internets.

Eine gute Übersicht über die vorhandenen Rettungspunkte in deiner Region findest du z.B. bei Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik e.V. Eine deutlich praktischere Alternative ist die kostenlose App „Hilfe im Wald“. Diese ist sowohl im Apple App Store als auch im Google Play Store für Android-Geräte erhältlich.

Eines vorweg: Wir möchten an dieser Stelle keine Werbung machen. Auch werden wir nicht für die Nennung dieser App bezahlt. Sie stellt lediglich eine für den Endanwender praktische Möglichkeit dar, den jeweils nächstgelegenen Forstrettungspunkt zu finden.

„Hilfe im Wald“ – Rettungspunkte für die Hosentasche

Für alle, die Outdoor-Apps wie Komoot, Outdoor-Active und Co. nutzen, dürfte „Hilfe im Wald“ nicht allzu fremd vorkommen. Die App zeigt auf einer topografischen Karte deinen Standort als pulsierenden Punkt sowie alle eingetragenen Forstrettungspunkte an. Besonders praktisch: Das Kartenmaterial für deine Route kannst du dir auch offline ohne mobile Datenverbindung verfügbar machen.

Übersicht einiger Rettungspunkte rund um Braubach.
Navigation von eigenem Standpunkt zum gewählten Rettungspunkt.

Da die Aktualisierung etwas dauert, kann es natürlich sein, dass neu eingerichtete Rettungspunkte noch nicht eingetragen sind. Jeder Rettungspunkt ist per Touch anwählbar, wobei dessen Referenznummer erscheint. Diese kannst du in einem Notfall z.B. dem Disponenten beim Notruf angeben.

Drüber hinaus kannst du dich per Kompassfunktion in die Richtung des ausgewählten Punktes lotsen lassen. Ebenfalls möglich ist der direkte Notruf aus der App. Über einen weiteren Button kannst du dir auch deine genaue Position im Gelände anzeigen lassen. Ausgegeben wird neben UTM 32N auch der Dezimalgrad (WGS84).

Anzeige der eigenen Standortkoordinaten.
Möglichkeiten zum Herunterladen von Offline-Karten.

Diese Daten kannst du der Leitstelle bei einem Notruf weitergeben, um den Rettungskräften den Anfahrtsweg nochmals zu erleichtern. Besonders wichtig ist die Weitergabe der genauen Position, wenn du hilflos im Gelände liegst und den nächsten Forstrettungspunkt nicht erreichen kannst.

Unser Fazit – Forstrettungspunkte retten Leben

Aus unserer Sicht ist das Wissen um die Bedeutung und den Standort von Forstrettungspunkten enorm wichtig. Es schadet also nicht, wenn du mit offenen Augen durch den Wald läufst und dir zumindest die ungefähren Standorte merkst. Noch besser wäre eine mobile App, die dir nahezu jederzeit aus der Patsche helfen kann.

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